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KYC oder “Know Your Customer” (“Kenne deinen Kunden”) ist eine Vorschrift, an die sich alle Unternehmen mit einer Bankbeziehung halten müssen. Bitcoin-Börsen sind da nicht anders. Diese Regeln werden weltweit auferlegt und zielen darauf ab, sicherzustellen, dass Unternehmen, die als Geldwechsel und/oder Geldtransmitter agieren, “geeignete” Informationen über jeden ihrer Kunden sammeln.

Innerhalb der Bitcoin-Szene ist “schleichendes KYC” eine Problem, welches sich langsam ausbreitet. Wenn du über eines dieser regulierten Unternehmen kaufst, verknüpfst du deine Bitcoin-Adressen mit deiner persönlichen Identität. Überwachungsfirmen, die die Blockchain analysieren, ihre Partner, oder schlimmer noch, Regierungen, haben so die Möglicheit:

  • Deine Kaufgewohnheiten zu verfolgen
  • Dich daran zu hindern, andere regulierte Dienste zu nutzen
  • Deine Bitcoin zu konfiszieren
  • Dich aufgrund von Steuerverpflichtungen zu verfolgen
  • Generell mehr über dich zu wissen, als sie sollten

Wir haben es verstanden, Auto-DCA (Dollar-Cost-Averaging) von einer Bitcoin-only-Firma macht “stacking Sats” super einfach und entspannt. Wir sagen nicht, dass diese Firmen schlechte Absichten haben, ganz im Gegenteil. Wir wollen nur, dass du darüber nachdenkst, was du für diesen Komfort aufgibst oder riskieren musst. Lies weiter und ziehe daraus deine eigenen Schlüsse…


Welche Informatonen werde ich preis geben müssen?

Um Bitcoin von einer KYC-Börse zu kaufen, müssen Benutzer persönliche Informationen zur Verfügung stellen. Wie viel du preisgeben musst, variiert von Börse zu Börse. Einige verlangen ledglich einen Namen für kleinere Beträge (du kannst hier einfach ein Pseudonym verwenden) und andere können alle erdenklichen Daten verlangen. Die meisten werden nach einer beliebigen Kombination der folgenden Angaben fragen:

  • Name
  • Adresse
  • Telefonnummer
  • Führerschen
  • Personalausweis Nummer
  • Ein selfie auf dem du ein Stück Paper in der Hand hältst, auf dem der Name der Börse und das aktuelle Datum handschriftlich geschrieben steht
  • Ein Video-Call mit einem Mitarbeiter oder Dienstlester der Börse

Warum ist das Übergeben deser Daten ein Risiko?

Datenlecks

KYC-Informationen binden deine persönliche Identität an alle Bitcoin, die du kaufst. Die Börse weiß…

  • Wie viel du gekauft hast
  • Wann du gekauft hast
  • Deine Bankverbindungen
  • Wohin du abgehoben hast

Eine zentrale Partei, die die sensiblen und persönlichen Daten von Millionen von Menschen hält, schafft ein lukratives Ziel für Hacker, welches aufgrund inkompetenter Sicherheitspraktiken bei einigen dieser Unternehmen dazu führen kann, das diese Daten gestohlen werden. Wie würdest du dich fühlen, wenn dein Name, deine Adresse, dein Foto und die genaue Menge an Bitcoin, die du besitzt, von einer Börse gestohlen und auf einem Darknet-Markt an den Meistbietenden verkauft würde? Das klingt nach Panikmache, aber Datenlecks passieren leder allzu oft!

Zensur

Die meisten dieser Börsen arbeiten, in irgendeiner Form, direkt mit Blockchain-Überwachungsfirmen (und einige, direkt mit Regierungsbehörden!), um in ihrer Rechtsordnung konform zu bleiben. Die komplett transparente Struktur der Bitcoin-Blockchain bedeutet, dass jeder mit den richtigen Werkzeugen (wie eine Blockchain-Überwachungsfirma) deine Aktivitäten verfolgen kann. Wenn du an eine Adresse abheben oder von einer Adresse einzahlen möchtest, die die Börse nicht mag, kann sie dein Konto einfrieren oder sogar ganz schließen. Nicht gerade passend, wenn man die zensurresistenten Eigenschaften bedenkt, für die Bitcoin bekannt ist!

6102 Anordnung oder Ähnliches

Executive Order 6102 ist eine am 5. April 1933 von US-Präsident Franklin D. Roosevelt unterzeichnete Anordnung, “die das Horten von Goldmünzen, Goldbarren und Goldzertifikaten innerhalb der kontinentalen Vereinigten Staaten verbietet.”

Wenn die Regierung in deinem Land eine ähnliche Anordnung gegen Bitcoin beschließen würde, wäre jeder, der Bitcoin über eine KYC-Börse gekauft hat, ein leichtes Ziel für Beschlagnahmungen. Die Ausrede, dass du deine Bitcoin “bei einem Bootsunfall verloren hast”, wird dich nicht weit bringen, wenn du von einer staatlchen Behörde unter Druck gesetzt wirst. Steuerbehörden auf der ganzen Welt legen die Bringschuld auf den Einzelnen, seine Unschuld zu beweisen. Es ist nicht in ihrer Pflicht zu beweisen, dass du Steuern bezahlen musst.

Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sie die Adressen kennen, auf die du abgehoben hast. So könnten sie jede Bewegung deiner Bitcoin beobachten (nicht vergessen, die Blockchain ist völlig transparent).

Coinjoin kann die endgültige Adresse deiner Bitcoin verschleiern, wenn du gute Postmix-Gewohnheiten praktizierst, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass bekannt ist, wie viel du gekauft hast und wann du es gekauft haben.


Habe ich noch weitere Optionen?

Glücklicherweise gibt es einige Optionen, um Bitcoin über KYC-freie Quellen zu kaufen. Diese sind P2P (Peer-to-Peer) Börsen, auf denen du direkt mit einer anderen Person handelst, nicht mit einer zentralen dritten Partei. Leider werden auf einigen dieser P2P-Börsen neben Bitcoin auch andere Kryptowährungen gehandelt, so dass wir dir dringend raten, vorsichtig zu sein.

Hierzu findest du mehr Informationen unter KYC, not me! und hier

Bitcoin Automaten

Bitcoin Automaten sind eine weitere sehr gute Option aber sei vorsichtig, da manche, abhängig von der abzuhebenden Summe, doch unterschiedliche Identifikationsanforderungen stellen. Die meisten fordern lediglich eine Telefonnummer. Stelle also sicher, dass die angegebene Nummer nicht mit deiner echten Identität verknüpft ist. Unter Coin ATM Radar findest du eine gute Übersicht über Automaten in deiner Umgebung.


Muss man nicht einen hohen Aufschlag für KYC-freie Bitcoin bezahlen?

Es ist vollkommen richtig, dass du einige Kaufangebote mit sehr hohen Aufschlägen auf P2P-Börsen sehen wirst. Wenn du jedoch geduldig bist, solltest du Angebote zum aktuellen Kurs oder nur mit leichtem Aufschlag (1-4%) abstauben können. Sowohl Bisq als auch Hodl Hodl erlauben es dir, ein “Kaufangebot” zu erstellen, was im Wesentlichen bedeutet, dass du dem Markt mitteilst, dass du “X” Bitcoin zu “X% Aufpreis” relativ zum aktuellen Kurs kaufen möchtest. Alles, was du dann tun musst, ist auf einen Bitcoin-Verkäufer zu warten, der dein Angebot akzeptiert und den Handel abschließt.

Wir gehen diesem Ansatz selbst nach und haben nie länger als einen Tag warten müssen, bis jemand das Angebot von etwa 2-4% Aufschlag akzeptiert hat, was wir nur allzu gerne für die enorm gesteigerte Privatsphäre bezahlen.


Ein Gedankenexperiment bezüglich des “no-KYC Aufschlags”

Wenn du jemals KYC-Bitcoin verkaufst, wirst du je nach Rechtsordnung wahrscheinlich rund 20% deines Gewinns an Kapitalertragssteuer (oder entsprechende Mehrwertsteuer/GST-Verpflichtungen) zahlen müssen. Wenn du 1 BTC für €10,000 kaufst und bei €20,000 verkaufst, bist du verpflichtet, rund €2000 in Steuern zu bezahlen.

Wenn du denselben Bitcoin mit einem Aufschlag von 4% auf den aktuellen Kurs von €10.000 gekauft hättest, hättest du €10.400 für dieselbe Menge an Sats bezahlt, und die einzige Person, die weiß, dass du sie besitzt, ist dein Handelspartner.


Wie kann ich sonst noch no-KYC Bitcoin kaufen?

Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, jede mit unterschiedlicher Schwierigkeit und Komplexität…

  • Verdiene es
  • Verkaufe nicht mehr benötigte Sachen im Gegenzug
  • Kaufe es direkt von einem Freund/Bekannten oder bei einem lokalen Stammtisch
  • Biete anderen einen Wert und erstelle eine Spenden-Seite
  • Bezahle das Abendessen, wenn du mit Freunden ausgehst und bitte sie, es dir in Bitcoin zu erstatten (vielleicht für einen kleinen Rabatt?)
  • Schürfe (mine) es (schaue dir das hier an. Ein großartiger Text für das “Garagen-Schürfen”)

Was ist “shotgun” KYC?

“Shotgun” KYC nennt man eine Strategie bei der eine Börse die Anmeldung eines Kontos ohne KYC-Angaben anbietet, nur um beim Abheben deiner Bitcoin die Angabe deiner personenbezogenen Daten als Bedingung zu setzten. Sie können dies vermeiden, indem du zentralisierte Börsen mit einem “Single Point of Failure” meiden und sich an die oben aufgeführten P2P-Optionen hältst.


Kann ich die KYC-Verknüpfung rückgängig machen?

Sobald du Bitcoin von einer KYC-Börse gekauft hast, kannst du diese Tatsache niemals rückgängig machen. Nicht einmal mit fortgeschrittenen Techniken wie Coinjoin, die eine vorausschauende Privatsphäre schaffen. Wenn du bereits deine Informationen aufgegeben hast, hast du drei Hauptoptionen…

Gehe den Weg zurück, den du gekommen bist und fange neu an

Verkaufe deine KYC-gekauften Bitcoin zurück an die Börse, von der du sie gekauft hast. Abhängig von deiner Rechtsordnung, wird dies wahrscheinlich ein steuerpflichtiges Ereignis darstellen, aber du hast dann alle offiziellen Nachweise, um zu beweisen, dass du diese Bitcoin nicht mehr besitzt. Dieser Prozess bietet dir einen “sauberen Start”, von dem aus du beginnen kannst, Bitcoin über eine KYC-freie Quelle zu erwerben, sicher in dem Wissen, dass du nicht mehr anfällig für die oben beschriebenen Risiken bist (abgesehen von Datenlecks, da die regulierten Unternehmen gesetzlich verpflichtet sind, deine Daten für eine Weile zu speichern).

Halte zwei Stacks

Stelle den Kauf von Bitcoin über KYC-Börsen sofort ein. Trenne und kennzeichne diese KYC-Bitcoin vollständig. Beginne damit, Bitcoin über eine KYC-freie Quelle zu beziehen und stelle sicher, dass du die vollständige Trennung beibehalten. Diese Option macht dich immer noch anfällig für einige der oben beschriebenen Risiken, kann aber für diejenigen mit kleineren KYC-Beträgen oder diejenigen, die nicht verkaufen und mit steuerpflichtigen Ereignissen umgehen wollen, angenehmer sein.

Du solltest auch in Betracht ziehen, deinen KYC-Stack einem Coinjoin zu unterziehen. Dies wird deine bereits preisgegebenen Daten nicht löschen, aber es würde vorausschauende Privatsphäre für zukünftige Transaktionen bieten. Whirlpool ist bei weitem die einfachste und effektivste Coinjoin-Implementierung. Hier erfährst du mehr.

Ziehe in eine andere Rechtszuständigkeit

Dies ist eher das extreme Ende des Spektrums, aber ein Wechsel in eine andere Rechtszuständigkeit könnte eine Option sein, um dich von zukünftigen Verpflichtungen zu befreien. Natürlich ist dies keine 100%ige Garantie, da bestimmte Länder Vereinbarungen zum Informationsaustausch haben können (die EU zum Beispiel).


KYC ist gefährlich, ineffektiv und setzt Menschen einem Risiko aus.

Avoid the creep.

no-KYC only.